Mal was anderes: Eisbärenfütterung im Zoo Hannover

Moin, Moin, Ihr Lieben!

In der letzten Woche habe ich mir mit meiner Familie eine Woche Urlaub gegönnt. Hach, war das schön! Unter anderem besuchten wir auch einen Zoo, wo sich ein Drama abspielte. Obwohl… nein, eigentlich kein Drama, sondern viel mehr Natur pur.

Achtung: Der folgende Artikel kann Gefühle verletzen und ist NICHT in jedem Fall für Kinder geeignet.

Am Monat, 9. April 2018, 17:27 Uhr im Erlebnis-Zoo Hannover:

Der Eisbär läuft in seinem Gehege auf und ab und lässt seinen Blick rastlos über die Zuschauer schweifen. Immer mehr Menschen sammeln sich vor der Absperrung. Eine einsame Stockente dümpelt gelangweilt auf den Wellen des Beckens. Die Pflegerin lässt offenbar auf sich warten.

17:30 Uhr: die Pflegerin kommt. Wie auf Kommando springt er Eisbär kopfüber ins Wasser.
Er taucht.
Direkt unter die Ente.
Stößt überraschend schnell durch die Fluten nach oben und schnappt nach der Ente.

In den Vogel kommt Bewegung, von Langeweile keine Spur mehr. Mit knapper Not entkommt er den Fängen des Bären und flieht schwimmend vor dessen spitzen Zähnen.

Ein Raunen geht durch die Menschenmenge, die Pflegerin stöhnt und wirft ein paar Fische ins Becken.

«Komm schon! Lass die Ente und nimm die hier!»

Die hier interessieren den Weißpelz jedoch nicht die Bohne.

Der Eisbär schaut sich um, taucht ab und schwimmt erneut von unten an die Ente heran. Der zweite Angriff läuft nicht ganz so erfolgreich. Der Vogel flattert energisch und bringt abermals ein paar Meter zwischen sich und das Raubtier. Mir scheint, die erste Attacke hat die Flügel des Vogels verletzt – abheben kann das Tier nicht mehr.

Weiter Fische fallen unbeachtet ins Becken. Der Eisbär hat nur Augen die Stockente. Angeblich sind die weißen Bären im Wasser eher behäbig. Mir scheint das nicht so – der Ente wohl auch nicht. Nach wenigen Minuten hat der Eisbär den Vogel in die Ecke des Wellenbeckens gedrängt, schnappt sie von unten mit seinen Fängen und zieht sie unter Wasser.

Schließlich taucht er mit seiner Beute wieder auf und klettert mit ihr auf einen Felsen.

Angespannte Stille unter den Zuschauern.

Noch mehr Fische plumpsen neben dem Eisbären auf den Felsen und glitschen unbeachtet ins Wasser. Der Bär beschnüffelt die Ente, die Pflegerin gibt auf.

«Alles, was in dieses Becken fällt, wird zu Eisbärenfutter.»

Die Menschen starren gebannt ins Gehege. In der Luft liegt Sensationslust zwischen Ekel, Interesse und morbidem Voyeurismus. Einige Zuschauer sind entsetzt, als der Bär der Ente den Kopf abreißt. Blut spritzt, färbt das weiße Fell rot.

Die Pflegerin kommentiert:

«Das ist Natur pur, auch wenn wir versuchen, solche Szenen zu vermeiden.»

Ich frage mich warum. Der Eisbär folgt seinen Instinkten. Seine Beute ist freiwillig auf den Wellen gelandet.

Der Körper der kopflosen Ente zuckt wild. Bestimmt eine Minute lang. Das Entsetzen unter Zuschauer wächst, manche wenden sich schockiert ab und verlassen den Bereich mit den Worten:

«So etwas kann ich mir nicht ansehen.»

Ach so! Deswegen will der Zoo keine echte Jagd. Es geht um die Emotionen der Zuschauer, nicht um die Tiere. Ich frage mich, ob abgezogenen Menschen Vegetarier sind. Vermutlich nicht. Ob denen klar ist, wie das Fleisch auf ihre Teller kommt?

Wenige Minuten später sind von der Ente nur noch ein paar Federn und Blutspritzer auf dem Felsen übrig. Sogar nach seinem selbstbesorgten Snack hat der Eisbär kein Interesse mehr an den Fischen, die mit dem Bauch nach oben in den Wellen treiben.

Als der Eisbär im Wasser abtaucht, verlassen wir ebenfalls das Gehege. Ich bin nachdenklich. Die meisten von uns Europäern leben weit weg vom Thema Tod, sowohl was uns selbst als auch unsere Nahrung angeht. So weit, dass wir dieses Thema für andere Lebewesen ausklammern und ihnen gegen ihre Instinkte unsere sterile Lebensweise aufzwingen.

Das passt ziemlich gut zu den letzten Kapiteln, die ich vor Ostern geschrieben habe. Dort sagt Xavosch:

„Bei uns gilt: Du willst Fleisch essen? Dann töte das Tier. Vielleicht solltet ihr Menschen das auch mal probieren. Ich bin sicher, es würde eure Einstellung Tieren gegenüber grundlegend verändern.“

Ich denke, da hat er recht… (Ansonsten: Wenn in Zoos an Absperrungen steht, dass man sich nicht darüber beugen soll, dann hat das einen sinnvollen Grund!)