Rund um Johanna Benden

Im August 2023 interviewte mich die Leserkanone.de. Die Fragen haben mir so gut gefallen, dass ich das Interview hier für euch hinterlege. In den folgenden sieben Fragen, erfährst du, warum Maik schuld ist, in welchen Fällen Socken aufhängen hilfreich sein kann, was ich mir von Steven Spielberg wünsche und vieles mehr. 🥰 Viel Spaß beim Lesen!

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Pseudonym – Wer steckt hinter Johanna Benden?

Warum es vollkommen unrealistisch war, dass ich Autorin wurde, und wie sich das alles in den letzten 13 Jahren entwickelt hat

1. Frau Benden, wie lange sind Sie bereits Teil der schreibenden Zunft? Was führte dazu, dass Sie mit dem Schreiben angefangen haben?

Mit dem Schreiben habe ich im März 2010 begonnen. Damals war eine erfolgreiche Autorenkarriere so ziemlich das unrealistische Lebensszenario, das ich mir vorstellen konnte. Dazu müssen Sie wissen, dass ich eine Leserechtschreibschwäche habe. Freiwillig Bücher lesen? Nicht mein Ding! Ich habe Mathematik und Chemie auf Lehramt studiert und später noch eine Ausbildung zur Programmiererin gemacht. Anders ausgedrückt strebte die Wahrscheinlichkeit, dass Sie mich heute interviewen, gegen Null.

Trotzdem sind wir hier und „Schuld“ hat Maik! Mein Mann ist eine Leseratte und war der Erste, der mich mit Fantasy-Geschichten in Kontakt brachte. Plötzlich machte mir das Lesen Spaß! Und als Maik mir dann mit Anfang dreißig die „Biss“-Romane aufnötigte – die wollte ich eigentlich gar nicht lesen, weil ich Vampire gruselig fand – tja, da war es um mich geschehen. Ich habe alle Bände inhaliert und wollte anschließend etwas Ähnliches lesen. Als ich nichts fand, beschloss ich, mir selbst eine Geschichte auszudenken. Aus dieser fixen Idee sind inzwischen 16 veröffentlichte Romane geworden. Heute bestreite ich meinen Lebensunterhalt mit der Schriftstellerei. Hätten Sie mir das allerdings 2010 prophezeit, hätte ich Sie für verrückt erklärt.

2. Welches Genre oder welche Genres würden Sie als Ihre literarische Heimat bezeichnen? Fans welcher Autoren sollten am besten schnellstmöglich einen Blick auf Ihre Werke werfen?

Ich bin in zwei Genres zu Hause:

  • Fantasy (humorvoll & romantisch) und
  • norddeutsche Wohlfühlromane (humorvoll & emotional).

Wer Marah Woolf, Sam Feuerbach, Lilly Labord oder Lara Steel mag, dem könnten meine Fantasy-Geschichten gefallen. Außerdem schreiben mir Fans immer wieder, dass sie seit Harry Potter nichts mehr so gefesselt hat wie meine Nebelsphäre. Und meine fantasyfreien Glückstadt-Romane könnten die Leser von Lotte Römer interessieren.

3. Was macht ein Buch Ihrer Meinung nach zu einem guten Buch?

Ein gutes Buch fesselt mich, sodass ich es nicht mehr weglegen kann. Das bedeutet nicht, dass es extrem spannend sein muss, nein, es muss mich vor allem neugierig machen und mich in die Geschichte reinziehen. Ich möchte mit den Figuren mitfühlen können und ich möchte lachen! Humor ist für mich eine essenzielle Zutat. Das reale Leben ist anstrengend genug – in meiner Freizeit möchte ich mich entspannen. Außerdem liebe ich Happy Ends! Wenn ich ein Buch zuklappe, möchte ich mich satt und zufrieden fühlen wie nach einem guten Essen. Ein gutes Buch ist für mich Futter für die Seele.

4. Wie können wir uns einen Tag in Ihrem Autorenleben vorstellen? Wie, wann und wie viel schreiben Sie? Halten Sie sich dabei an spezielle Rituale?

Am produktivsten bin ich vormittags. Sobald unsere Kinder das Haus verlassen haben, setze ich mich mit einem Becher Tee an den Schreibtisch und beginne mit der Überarbeitung der Seiten, die ich am Vortag geschrieben habe. Wenn ich damit durch bin, koche ich mir einen Kaffee und dann geht es begleitet von leiser Musik weiter im Text. Sobald die Kids aus der Schule kommen, mache ich eine Pause. Am Nachmittag hänge ich oft eine zweite Schreibrunde dran oder beantworte E-Mails. Oft bereite ich auch Social-Media-Beträge vor, bastle an einem Cover oder an meiner Homepage. Profane Dinge wie Buchhaltung, Rechnungen etc. stehen ab und zu ebenso auf der To-Do-Liste. Sie sehen, es wird nie langweilig!

5. Wo holen Sie sich Ihre Ideen her? Was inspiriert Sie, wer inspiriert Sie?

Das Leben an sich inspiriert mich. Ich sehe oder höre etwas und denke: „Cool! Das muss ich mir für einen Roman merken.“ Deswegen verlasse ich das Haus selten ohne Notizbuch. Manchmal dauert es aber Jahre, bis ich diese Dinge in einem Projekt verarbeiten kann.

Bedeutend öfter bespreche ich den Plot und problematische Stellen mit meinem Mann. Gemeinsam beratschlagen wir dann, wie die Geschichte sich entwickeln soll bzw. wie sich Probleme lösen lassen. Inzwischen mischen sich auch unsere beiden Kinder (12 und 15 Jahre) in diese Gespräche ein und ich muss sagen, dass ihre Fantasie keine Grenzen kennt.

Und für den Fall, dass ich vormittags – also, wenn ich allein im Haus bin – einen Knoten im Kopf habe, hänge ich Wäsche auf oder erledige andere Hausarbeit. Sie glauben gar nicht, wie viele Ideen man zwischen Socken und Handtüchern findet!

6. Entstehen Ihre Geschichten vorab »am Reißbrett«, oder schreiben Sie »drauflos« und lassen Sie den Worten ihren Lauf? Warum ist Ihr Weg in Ihren Augen der Richtige?

Ich lege mein Hauptaugenmerk gern auf die Figuren und lerne sie vor dem Schreiben so gut kennen wie meine besten Freunde. Habe ich alle Protagonisten zusammen, „würfle“ ich sie in eine Situation, lehne mich zurück und beobachte, was passiert. Man könnte sagen, dass ich die Sekretärin bin. Zu melden habe ich wenig – ich darf bloß mitschreiben. Entsprechend kommt es des Öfteren vor, dass ich die Wendungen der Geschichte vorab nicht kommen sehe und selbst davon überrascht werde. Das sind meine Lieblingsmomente beim Schreiben!

Trotzdem plane ich natürlich die Haupthandlung. Insbesondere bei den letzten Bänden einer Reihe ist das wichtig, weil am Ende alle Fäden zusammengeführt werden müssen, damit nichts offenbleibt.

Bei meinem Wohlfühl-Krimi (Eine Schwalbe im Sturm & Das Leuchten der Elbe) war das Vorgehen etwas anders: Hier musste ich das Verbrechen an meiner Protagonistin vor dem Schreiben bis ins kleinste Detail festlegen – ansonsten hätte ich mich wohl verzettelt. Aber lieber schreibe ich drauflos! Das ist einfach spannender für mich.

7. Fühlt sich das »Autorenleben« genauso an, wie Sie sich das vorher vorgestellt haben? Was wünschen Sie sich vom deutschsprachigen Buchmarkt und von Ihren Lesern im Speziellen?

Da ich nie geplant habe, Autorin zu werden, hatte ich keine Vorstellung, wie sich ein solches Leben anfühlen könnte. Als ich 2010 anfing, habe ich nicht nachgedacht, sondern einfach gemacht: frei von der Leber weg und ohne Ziel oder Grenzen. Als der Erfolg kam, hatte ich anfangs Sorge, dass mir die Schuhe zu groß sein könnten. Hey, wie viele Schriftsteller haben schon eine Lese-Rechtschreib-Schwäche? Da habe ich beschlossen, offen mit meinen Defiziten umzugehen und einfach bloß ich selbst zu bleiben. Das war eine sehr gute Entscheidung, denn heute fühlt sich das alles verdammt richtig für mich an. Ich liebe es, Geschichten zu spinnen und sogar Lesungen vor Publikum sind für mich echte Highlights. Der direkte Kontakt mit meinen Lesern gehört zu den schönsten Dingen an meinem Beruf.

Würde mir eine gute Fee drei Wünsche spendieren, hätte ich erstens gern weiterhin so viele treue, aber gern auch neue Leser, die sich für meine Romane begeistern und diese kaufen. Der finanzielle Aspekt ist zwar unromantisch, aber nicht zu vernachlässigen: Nur weil unsere Leser Geld für die Geschichten bezahlen, haben wir Autoren ausreichend Zeit, um sie zu schreiben, ohne einem anderen Job nachgehen zu müssen. Mein zweiter Wunsch hat sich bereits erfüllt, denn ich habe großartige Fans, die mich unterstützen und mir so viel Liebe und gute Energie geben, wie sich eine Schriftstellerin nur erhoffen kann! Ach, die sind so klasse und geben mir so viel zurück – Leute, ich umarme euch alle! Beim dritten Wunsch wäre ich verwegen und würde um eine Verfilmung der Nebelsphäre à la Hollywood bitten. Ich weiß gar nicht, wie oft meine Fans das mir gegenüber geäußert haben und ich muss sagen, die Vorstellung von actiongeladenen Luftschlachten zwischen Drachen und Dämonen, faszinierenden Zaubern und großen Gefühlen gefällt mir immer besser.

Also, Herr Spielberg, sollten Sie Stoff für einen neuen Blockbuster suchen – meine Tür steht Ihnen offen!