Kindle Lesewochen

Anlässlich der #kindlelesewochen hat mich Amazon gefragt, warum ich Indie-Autorin geworden bin.

Die Frage, die in meinen Augen vorher zu klären wäre, ist, warum ich überhaupt mit dem Schreiben begonnen habe. 😉 Wollt Ihr es hören?

Prima. Wo fange ich an? Hmm… also, es war Anfang 2010 und ich hatte im Dezember gerade die Biss-Reihe von Stephenie Meyer verschlungen (eigentlich wollte ich die Bücher gar nicht lesen, aber mein Mann hatte mir die ersten beiden Bände geschenkt und behauptet, das Zeug sei gut und seine Kolleginnen würden es lieben und ich solle das mal versuchen…. was ich nach einigem Zögern dann auch tat.) Tja, kaum war Band 4 ausgelesen, wollte ich mehr! Etwas Vergleichbares konnte ich nicht finden und so beschloss ich nach Wochen erfolglosen Suchens, mir selbst etwas zu schreiben. Wirklich nahe lag das eigentlich nicht, denn ich bin Naturwissenschaftlerin: Mathematik, Chemie, Programmierung, Datenbanken und Prozesse – das war bis dahin meine Welt. Zu dem Zeitpunkt war ich in Elternzeit und mit meiner neuen Rolle gleichermaßen über- sowie unterfordert. Die Beschäftigung mit meiner eigenen Geschichte bescherte mir wunderbares Kopfkino und das tat mir gut. Mehrere Monate lang dachte über den Plot nach und darüber an welchem Ort er spielen sollte, über Figuren und über die Spannung zwischen den Protagonisten. An einem regnerischen Tag im März beschloss ich endlich anzufangen und tippte munter drauf los. Ich schrieb ziellos ins Blaue. Ob ich meine Geschichte jemals beenden würde, ließ ich bewusst offen, denn ich hatte gehörigen Respekt vor dem Projekt. Ich hütete mich davor, es „Buch“ zu nennen. Das klang so mächtig und nicht danach, dass ich es schaffen könnte.

Zehn Monate später stand tatsächlich das Wort „Ende“ unter meinem Text und ich war stolz wie Bolle! Und müde. Soooo müde. Es war überraschend anstrengend gewesen, ein Buch zu schreiben. Am selben Tag schwor ich mir, das nie wieder zu tun!

Ans Veröffentlichen habe ich damals übrigens nicht gedacht. Das Schreiben war nur für mich gewesen und für ein paar meiner Freunde. Dem Feedback Fremder wollte ich mich nicht stellen.

Wie Ihr wisst, war ich weder sonderlich konsequent mit meinem Schwur, noch mit der Absicht, die Nebelsphäre auf meinem Rechner verstauben zu lassen (grins): im September 2017 kam mein sechster Roman bei Amazon heraus und der siebte ist in Arbeit.

 

Also, was ist passiert?

In einem Wort zusammengefasst: Katja. Wie erwähnt, hatte ich mein „Geschreibsel“, wie ich mein Skript damals liebevoll nannte, Freunden zu lesen gegeben. Die meisten waren angetan davon und ermunterten mich, weiterzumachen. Eine Freundin war besonders hartnäckig und überzeugte mich, Ausschau nach einem Verlag zu halten.

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Was hast du denn zu verlieren?“

Seufz. Katja, du hast ja recht.

Von den Verlagen erhielt ich ausschließlich Absagen oder gar keine Rückmeldung. Schade. Mittlerweile hatte ich jedoch Blut geleckt: Die Vorstellung „Nebelsphäre – haltlos“ in Papierform in meinem Schrank stehen zu haben, hielt sich beharrlich in meinem Kopf. Glücklicherweise hatte sich dank eines neuen Druckverfahrens, dem Digitaldruck, preislich einiges getan, so dass auch kleine Auflagen bezahlbar wurden. Ich beschenkte mich selbst mit einer bescheidenen Auflage.

Die Bücher verschenkte ich an meine Unterstützer, ein paar verkaufte ich auch. Einige Zeit später erhielt ich die erste Rückmeldung einer Leserin, die ich nicht persönlich kannte. Sie war begeistert von der Nebelsphäre. Und ich war glücklich.

Schließlich hörte ich von KDP (der Indie-Plattform von Amazon) und dass es angeblich ganz einfach sein sollte, sein Buch dort als eBook zu veröffentlichen. Ich sprach mit einem Mann über die Option und er holte Katjas Argument raus: „Was hast du zu verlieren?“

Es brauchte noch ein paar Wochen, bis ich zu dem Schritt bereit war. Mit dem festen Vorsatz, die Bücher wieder zu löschen, falls sie von den Rezensenten zerrissen werden sollten, lud ich im Dezember 2013 die ersten beiden Teile der Kiel-Reihe bei Amazon hoch. Und ja, es war wirklich einfach bei KDP.

Was danach passierte, hat mich ehrlich gesagt etwas überfordert. Nach einer Kostenlosaktion wurde die Nebelsphäre sichtbar und hielt sich im Bereich Fantasy wochenlang in den Top 20. Mich erreichten Zuschriften aus allen Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Viele erzählten mir, wie sehr sie meine Geschichten liebten und immer wieder wurde danach gefragt, wann denn (endlich) Band 3 kommen würde. Wow! Auf so eine Resonanz hatte ich im Leben nicht zu hoffen gewagt.

Seit 2013 hat sich meine Arbeitsweise verändert: Ich plane mehr im Vorfeld und mache mir mehr Gedanken über das Drumherum. Ich investiere mehr Arbeit in die Cover und den Druck und reserviere einiges an Zeit dafür, mit Lesern, Bloggern und Kollegen in Kontakt zu bleiben. Glücklicherweise hat das am reinen Schreibprozess nichts verändert: Wenn ich mich der Nebelsphäre widme, versinke ich noch immer vollkommen in der Geschichte.

Zwischenzeitlich diskutierte ich mit einem Buchagenten darüber, die Lübeck-Reihe bei einem namenhaften Verlag unterzubringen (Er hatte keinen Zweifel daran, dass das Haus die Nebelsphäre nehmen würde). In der folgenden Nacht bekam ich diffuse Bauchschmerzen. Natürlich hätte ich gern einen Verlag an meiner Seite, der mich bei meinen Projekten unterstützt (Ich denke da nur an das Cover-Drama von Band 5!) und Werbung für mich macht. Ein Verlag hat ganz andere Möglichkeiten als ein Indie und kann in allen Bereichen auf professionelle Ressourcen zugreifen. Wirklich, eine verlockende Vorstellung! 🙂

Aber alles hat seinen Preis. Von den Tantiemen will ich gar nicht reden. Ich befürchtete, dass der Verlag sich in meine Welt einmischen und Einfluss auf die Geschichte nehmen würde. Daher kamen meine Bauchschmerzen. Ich möchte mir nicht vorschreiben lassen, wie lang ein Buch wird und ob Bill jetzt noch sinnlosen Blödsinn verzapfen darf oder nicht. Ich möchte auch nicht im Vorfeld festlegen, was wann passiert oder gar, wann das Buch fertig sein muss. Meine Geschichten sind lebendig, sie schreiben sich quasi selbst und brauchen Raum zum Atmen. Sie sind fertig, wenn sie fertig sind. So einfach ist das.

Und darum bin ich eine Indie-Autorin geblieben:

KDP garantiert mir meine Unabhängigkeit. Die Preise für uns Indies sind fair und ich bekomme ab und zu Promotion-Unterstützung wie z.B. in diesen Tagen die Kindle-Deals für „machtlos“ und „Der Zauber des Phönix“. Danke schön dafür, KDP! Und falls es mal Probleme (z.B. technischer Natur) gibt, sind dort Menschen, die mir weiterhelfen. Alles in allem fühle ich mich gut aufgehoben bei KDP. Das muss ein Verlag erstmal toppen.